Nichtangler bezeichnen Angeln gerne mal als „Würmer baden“. Und dabei haben sie sogar oft recht. Denn für alle Friedfischangler, Aal- und Barsch-Fans sind die kleinen Schlängler unersetzlich. Auch wenn es auf Quappen oder Regenbogenforellen im Teich gehen soll, ist eine gut gefüllte Wurmdose ein wertvoller Begleiter. Im Gegensatz zu unbeweglichen Häppchen wie Teig oder Mais sind quicklebendige Köder immer in der Lage, auch satte Fische zuschnappen zu lassen. Auch wenn ihnen beim Daraufherumkauen der Appetit wieder vergehen sollte, reicht die Kauphase oft aus, um einen Anschlag zu setzen… Lebendköder gibt es viele, aber die wichtigsten von ihnen bilden das Trio Rotwurm, Tauwurm, Made. Alle drei sind in Angelgeschäften problemlos erhältlich.

Rotwurm
Rotwurm

Die drei bis acht Zentimeter langen, rötlich braun gefärbten Würmer sind echte Allrounder. Und besonders aromareich! Neben Rotwürmern sind im Angelgeschäft auch sogenannte Dendrobaenas erhältlich. Außer ihrer deutlich größeren Länge gegenüber Rotwürmern besteht aber kaum ein großer Unterschied in der Anwendung. Rotwürmer lassen sich solo prima auf kleinere Fische wie Rotaugen ein-setzen, fangen als Bündel mit zwei bis drei Schlänglern prima Barsch wie Aal und sind auch perfekt als „Kebab“. Bei dieser Anköderungsvariante stecken wir nur Teile von Rotwürmern auf den Haken bis er gut gefüllt ist. Durch die vielen offenen Wurmenden verbreitet der Köder ein enormes Aroma. Da die Wurmteile aber auch schnell auslaugen, ist es sinnvoll, den Köder oft zu erneuern. Die Mühe lohnt sich aber! Zerschnittene Rotwürmer sind eine Top-Zutat fürs Brassen- und Schleienangeln. Auf ein Kilo Grundfutter (Trockengewicht) dürfen im Sommer gerne 20 zerschnittene Würmer kommen! Müssen wir die Würmer kaufen, geht das leider ganz schön ins Geld… Wer glücklicher Besitzer eines Komposthaufens ist, kann dort zum Teil große Mengen an Würmern ausgraben und so die Futterkosten deutlich senken.

Alle Angler ohne Garten sparen viel Geld, wenn sie Rotwürmer in Großpackungen kaufen und mit ein paar Kollegen teilen. So lässt sich der Preis pro Wurm problemlos halbieren oder vierteln. Ein einzelner, großer Rotwurm kann übrigens Wunder wirken, wenn die Karpfen im Sommer träge umherziehen und alles andere links liegen lassen. Werfen Sie den Wurm an einer leichten Posenmontage so vor den Fisch, dass der sich windende Köder direkt vor ihm abwärts trudelt – und oft geht plötzlich doch das Maul auf…

Tauwurm
Tauwurm

Der Riese unter den Würmern ist zwar nicht ganz so aromastark wie Rotwürmer, hat unter bestimmten Umständen aber doch die Nase vorn. Wo sich gierige kleine Silberlinge in Form von Mini-Plötzen und Nachwuchsbrassen über Ihren kleinen Rotwurm oder ein Madenbündel hermachen, bleibt ein großer Tauwurm nicht nur länger am Haken, sondern lockt auch oft gezielt einen größeren Fisch an. Nur Rotfedern lassen sich selbst von großen Tauwürmern im Sommer kaum abschrecken. Da hilft Aalanglern manchmal nur der Wechsel zu einem kleinen Köderfisch.

Apropos Raubfische: Ein Bündel aus ein bis zwei Dutzend Tauwürmern ist ein völlig legaler Lebendköder für Welse jeder Größe. Fünf Tauwürmer als zusätzliche Hakengarnitur sind auch klasse, um etwas Bewegung zu bringen, wenn Sie Welsen einen toten Köderfisch anbieten. Tauwürmer sind teuer, aber zum Glück recht leicht selber zu sammeln. Perfekt geeignet sind dafür frisch gemähte, sattgrüne Rasenflächen. Vielleicht ja ein guter Grund, einmal den Rasen etwas früher zu mähen, wenn für die nächsten Tage Regen angekündigt ist… Wichtig bei der Wurmjagd: Tauwürmer sind lichtscheu. Sie kommen erst aus dem Boden, wenn es richtig dunkel ist. Um sie nicht nur gut entdecken zu können, sondern genug Zeit fürs Zupacken zu bekommen, sollten wir unsere Taschenlampe abdunkeln. Sonst sehen wir nur noch Wurmenden, die blitzschnell in ihrem Gang verschwinden. Ideal für die Wurmjagd sind Stirnlampen, am besten mit einem vorschaltbaren Rotfilter. Denn rotes Licht stört Würmer kaum. Neben wenig Licht sind vorsichtige Schritte wichtig: Wer hart auftritt wird kaum einen Tauwurm zu Gesicht bekommen. Schleichen Sie dagegen vorsichtig über den nassen Rasen, werden Sie im roten Schein Ihrer Kopflampe schnell den ersten Tauwurm entdecken, der fast komplett aus seinem Gang auf den Rasen gekrochen ist. Greifen Sie ihn schnell und bestimmt am Kopfende (im Zweifelsfall direkt am Eingang zu seinem Wohngang) und ziehen ihn dann langsam ganz aus der Erde. Die Burschen leisten dabei oft erstaunlichen Widerstand und es entwickelt sich ein richtiger kleiner Ringkampf auf dem Rasen. Mit Geduld gewinnen Sie ihn und besorgen sich ohne große Kosten in zwei Stunden einen ganzen Tauwurmvorrat. Ein Eimer mit Erde bietet den Würmern danach das perfekte Zuhause, gerade wenn Sie ihn mit angefeuchtetem Zeitungspaper abdecken. So lassen sich Tauwürmer über viele Wochen lagern – und einige Aale, Barsche und Schleien damit fangen.

Made
Made

Um schnell Köderfische zu stippen, gibt es kaum etwas Besseres als die kleinen Krabbler. Für viele Friedfischangler sind Maden der Köder überhaupt. Neuerdings setzen selbst Karpfenangler wieder verstärkt auf Maden und befestigen sie sogar an Haarmontagen. In England völlig normal, bei uns noch echtes Neuland: der Einsatz toter Maden. Die bewegungslosen Tierchen kommen bei den Briten dann zum Einsatz, wenn die Bodenverhältnisse schwierig sind. Steht kurzes Kraut am Grund, ist der Boden mit gröberem Kies hgoder im Herbst mit abgestorbenem Laub bedeckt, krabbeln lebende Maden in jede erreichbare Lücke und verschwinden so schnell aus dem Blickfeld der Fische.

Anders sieht’s mit toten Maden aus: Sie bleiben dort liegen, wo sie zum Grund gesunken sind. Für die Fische sind sie eine völlig natürliche Nahrung, schließlich sterben viele von Anglern verwendete Maden bevor sie von Brassen, Schleien oder Rotaugen gefunden werden. Wie töten wir Maden? Zwei Wege beenden das Leben der Krabbler zuverlässig: einfrieren oder überbrühen. Wer erst am nächsten Tag an den See möchte, gibt einfach die gewünschte Menge Maden (ohne Sägemehl) in einen gut verschlossenen Gefrierbeutel und steckt diesen ins Gefrierfach. Zum Auftauen kommen die Maden in etwas Wasser, sonst werden sie dunkel und fallen dann unter Wasser weniger stark auf. Muss es schnell gehen, übergießen Sie die Maden einfach in einem hitzefesten Gefäß mit kochendem Wasser und gießen dieses ab sobald die Maden keine Bewegung mehr zeigen. Früher waren rot gefärbte Maden ein Top-Köder. Heute ist der Farbstoff verboten und Maden kommen nur noch in ihrem typischen, milchig-weißen Kleid daher. Wer trotzdem Farbe ins Spiel bringen möchte, findet im Fachhandel aber eine klasse Alternative: bunte Plastikmaden. Einfach eine rote Kunstmade zusammen mit zwei echten weißen auf den Haken spießen und schon fällt Ihr Köder auch zwischen vielen Maden am Grund auf. Hat der künstliche Krabbler Auftrieb, gleicht sie sogar das Gewicht des Hakens aus und erleichtert so das Einsaugen durch den Fisch. Da bemerkt auch eine vorsichtige Schleie den Schwindel erst, wenn die abtauchende Pose Sie schon lange hat anschlagen lassen…

Arnulf Ehrchen