Liebe Thüringerinnen, Liebe Thüringer,
Liebe Angelfreundinnen, Liebe Angelfreunde,

die Verlängerung der Thüringer Kormoranverordnung liegt in Verantwortung des neu geschaffenen Ministeriums für Umwelt, Energie und Naturschutz (TMUEN). Diesem haben wir bereits in einer Sitzung des Landesnaturschutzbeirates und kürzlich am 14.09.2016 in einem sehr ausführlichen Schreiben die aktuelle Gefährdungssituation der heimischen Fischfauna und die dringende Notwendigkeit eines Kormoranmanagements in Thüringen fachlich fundiert dargelegt.

Gleichzeitig haben wir die Fortführung der Thüringer Kormoranverordnung ab 2017, welche vorrangig dem Fischartenschutz zu dienen hat, gefordert.

Auf Grund berechtigter fachlicher Zweifel hat unser Verband beim TMUEN den Antrag gestellt zu prüfen, ob es sich beim Kormoran Phalacrocorax carbo sinensis um eine in Thüringen heimische Vogelart handelt. Bisher liegt uns dazu keine Antwort vor.

Jedoch wurde unserem Verband vor wenigen Tagen der Entwurf einer neuen Thüringer Kormoranverordnung vom TMUEN mit der Möglichkeit zur Stellungnahme zugesandt.

Dieser Entwurf, sollte er so umgesetzt werden, ist nicht nur das AUS für viele unserer heimischen Fischarten, sondern vor allem auch ein Schlag ins Gesicht derer, welche sich in unzähligen ehrenamtlichen Stunden und mit Ihrem privaten Geld für den Fischartenschutz und den Erhalt der Thüringer Gewässer engagieren.

Die aktuelle Naturschutzpolitik im Freistaat Thüringen zeigt auf erschütternde Weise, dass der Wille der politischen Entscheidungsträger fehlt, fachliche Argumente und feststehende, belastbare Untersuchungsergebnisse zu den negativen Auswirkungen eines zu hohen Kormoranbestandes überhaupt zur Kenntnis zu nehmen, geschweige diese im Entscheidungsprozess entsprechend zu berücksichtigen. Ein Fachministerium wie das TMUEN hat neutral, allein auf fundierter fachlicher Grundlage zu entscheiden. Doch hier werden offensichtlich die Interessen von Lobbygruppen bedient, welche den Kormoran zum Vogel des Jahres ausgerufen haben und entgegen jeglicher Vernunft weiterhin deren besonderen Schutz fordern.

Allein an der Kormoranproblematik zeigt sich, dass es niemanden verwundern muss, dass immer mehr Menschen auf Grund des Auftretens und oft nicht nachvollziehbarer, kritikwürdiger Entscheidungen von Politik und Behörden immer unzufriedener werden.

In den nächsten Wochen sind weitere Diskussionen mit den Entscheidungsträgern dringend notwendig, um eine Fortführung der bestehenden Kormoranverordnung, möglichst unter Einbindung der Schutzgebiete, zu erreichen. Dabei ist es sehr hilfreich, wenn neben den Verbänden auch betroffene Angelvereine aus ihrer Sicht die dramatische Situation für die Fischbestände in ihren Gewässern und deren negativen Auswirkungen auf das Vereinsleben und die Lebensqualität vor Ort

in aller Deutlichkeit direkt bei unserer Landesregierung und dem TMUEN in Wort und Bild schildern. Auf Wunsch senden wir gern die entsprechenden Kontaktdaten zu.

Im Anhang unser ausführliches Schreiben zur Kormoranproblematik, welches wir unter anderem an alle wichtigen politischen Entscheidungsträger und zuständigen Fachbehörden versandt haben.
Auf Grund der dramatischen Situation für unsere heimischen Fischbestände möchten wir möglichst eine breite Öffentlichkeit für die Kormoranproblematik sensibilisieren. Gern können Interessierte und unsere Vereine den Inhalt dieses Schreiben als Argumentationshilfe und für die Vereinsarbeit verwenden.

Gleichzeitig bereitet unser Verband eine Petition an den Thüringer Landtag und eine Anfrage an den Thüringer Ministerpräsidenten, Herrn Bodo Ramelow, vor.

Wie beim Lesen des Schreibens in der Anlage festzustellen ist, wurde die Kormoranproblematik sehr umfassend und aus verschiedenen Blickwinkeln dargestellt.

Über Hinweise, Kritiken und Zuarbeiten, welche unser gemeinsames Anliegen, den Schutz unserer wertvollen Thüringer Gewässer und der heimischen Fischfauna unterstützen, wären wir unseren Vereinen sehr dankbar.

Gleichzeitig möchten wir alle Thüringer Bürgerinnen und Bürger, welche sich für gesunde, artenreiche Gewässerlandschaften, einen verantwortungsvollen, nachhaltigen Naturschutz in einer entwickelten Kulturlandschaft sowie für das Gemeinwohl einsetzen, um Ihre Unterstützung bitten.

Ist es nicht ein erstrebenswertes Ziel, wenn auch nachfolgende Generationen in den Thüringer Gewässern Fischarten wie die Bachforelle oder Äsche bewundern können?! Selbst in der früheren deutschen Kulturgeschichte inspirierte die heimische Fischfauna Dichter und Komponisten, so auch im Gedicht „Die Forelle“ von Christian Friedrich Daniel Schubart von 1783, vertont 1818 von Franz Schubert.

Die Forelle
In einem Bächlein helle, 
Da schoß in froher Eil’
Die launige Forelle
Vorüber wie ein Pfeil.
Ich stand an dem Gestade, 
Und sah in süßer Ruh’
Des muntern Fisches Bade
Im klaren Bächlein zu.

Beide wären heute sicherlich fassungslos, wie durch falsch verstandenen Artenschutz, wo eine durch Menschen künstlich geförderte überproportionale Entwicklung einer Art (siehe Kormoran) zur Gefährdung und Ausrottung anderer Arten (siehe unsere heimische Fischfauna) führt. Ist das tatsächlich verantwortungsvoller Naturschutz?! Diese Frage kann sich jeder selbst beantworten.

Dietrich Roese
Präsident

André Pleikies
Geschäftsführer